Ihr Lieben!
Aufgestanden um kurz nach 7 Uhr – weil um 8 Uhr der Termin wg. Blutabnahme bei Frau Dr. Simon-Bode vereinbart war. Dafür kam aber um ca. 7.45 Uhr eine junge Frau, die meinte, mir Blut abnehmen und den Weg in den 4. Stock sparen zu können; insgesamt waren es 4 oder 5 Kanülen, wobei sie jeweils die Bemerkung machte, zu welchem Zweck die denn gebraucht würden… Beim Stichwort „Blutgruppe“ viel mir seltsamerweise wieder „Apparatemedizin“ ein, denn einfach nach der Blutgruppe zu fragen, hat sie sich nicht getraut; und da ich hier im Haus eben auch unter die geistig wenig Leistungsfähigen und –willigen gezählt werde, war das Frage-Unterdrücken wahrscheinlich medizinisch indiziert…
Immerhin hat mir die Aktion noch die Zeit fürs Frühstück gebracht… Und ich war dann um 9 Uhr pünktlich im 1. Untergeschoß zur „Klinischen Pädagogik“. Danach schnell aufs Zimmer, denn ich musste in Burg anrufen: die Stationsschwester bat darum, dass sich Ruth sobald melden müsste, wann immer sie hier eintrifft, damit der Termin mit den Ärzten koordiniert werden kann – Ruth und Bärbeli wollen sich so um 13 Uhr auf den Weg machen…
Dann war um 10.30 Uhr Ergotherapie mit Frau Fürstnow (Vertretung für Frau Kröger)…
Jetzt bin ich wieder auf meinem Zimmer, werde gleich Mittagessen und dann Frau und Tochter in der Eingangshalle abholen…
Nach dem Mittagessen kam erst noch eine Mittagspause /-ruhe, aus der mich dann Annelie und Carsten Thomsen-Detlef aus Vitzdorf weckten; dieser Kreis wurde wenig später erweitert durch Renate Kölzow aus Burg (Kantorei), die auch wegen einer medizinischen Behandlung in HH sein musste und das dann gleich mit einem Besuch in Boberg verband…
Gerade war für diese drei und für mich der Kaffee geholt, sagte mir Ruth per Telefon, dass sie gerade auf dem Parkplatz angekommen waren – worauf ich dann den Kaffee abkühlen ließ und mich durchs Treppenhaus ans Abholen der beiden machte… Mit Kaffee aus dem Automat war die Runde dann schnell wieder komplett, aber den „Wechsel“ nutzten die drei „frühen“ Besucher, um sich zu verabschieden. Dann war ich mit Bärbeli und Ruth allein und wir warteten auf Frau Dr. Simon-Bode, die wir bei der Ankunft im Stationszimmer gesehen hatten; sie hatte dann zugesagt, mit der Chirurgin und dem Anästhesisten zu uns aufs Zimmer zu kommen…
Das passierte dann auch: zuerst kam Frau Dr. Peterhoff, die Chirurgin, die die Operation gut erklärte – dann kam der Anästhesist, der offensichtlich von meiner körperlichen Form überrascht war und dann von mir als dem „fitten Fünfziger“ sprach, was ich natürlich sofort an Ehefrau und VormundIn weitergeleitet habe…
Die Wartezeit auf Frau Dr. Simon-Bode haben wir zu dritt damit verbracht, meine und unsere Situation nach dem Unfall und in der Klinik zu analysieren… So half das „Spiegeln“ durch Bärbeli und Ruth, mir klarzumachen, dass ich nicht der einzige „schlimme“ Fall in Deutschland und in der Klinik bin, wie ich das eigentlich am Vormittag in einigen „Depri-Phasen“ für mich festgelegt hatte. So haben die beiden mir wirklich nochmal die Augen für die Wirklichkeit geöffnet – und ich kann das hier besser für mich annehmen. Dazu kam dann auch Frau Dr. Simon-Bode, die mir auf ihre Art und durch die Art der Information und der Kommunikation („gleiche Augenhöhe“) für die Zukunft hier im Haus und ich glaube auch für uns zu Hause Mut gemacht hat… Jedenfalls war dieser Tag hier ein besonderer – und das nicht nur wegen des Datums… Das konnten wir auch auf der Rückfahrt per sms und durch Anrufe bestätigen… Inzwischen sind die beiden wieder gut in Burg angekommen, wir haben geskypt und telefoniert und ich versuche gerade mit Ansgar per sms zu diskutieren, ob Jogi Löw bei einem möglichen Rücktritt nach der „überzeugenden“ Leistung der Fußballer gegen Frankreich auch Anspruch auf einen „Ehrensold“ hat…! So – das also der Nachweis, dass ich zumindest „fußballtechnisch“ auf aktuellem Stand bin (80. Minute…) – und die gute Nachricht, dass heute ein guter Tag für mich und für uns war… U.a. habe ich noch mit Bärbelis Hilfe den „Kellerraum“ gefunden, wo ich in Zukunft Frühstück und Abendbrot bekommen kann, wenn ich nicht auf der Bettkante essen will – und den Platz fürs Mittagessen… Also Riesenschritte auf dem Weg zur Mensch-Werdung in Boberg… Soviel für heute! – In der Hoffnung, dass es so weitergeht (jedenfalls in der Tendenz) grüßt und drückt und … Euch herzlich Euer Michael!